Die Legende vom Tannenbaum oder
Kamen wir so zum Weihnachtsbaum?
(nach Friedrich Güll 1812-1879)
In der Bergpredigt bei Matthäus können wir folgendes lesen: „Nehmt euch in Acht vor denen, die in Gottes Namen auftreten und falsche Lehren verbreiten! Sie tarnen sich als sanfte Schafe, aber in Wirklichkeit sind sie reißende Wölfe. Wie man einen Baum an seiner Frucht erkennt, so erkennt man sie an dem, was sie tun. Weintrauben kann man nicht von Dornenbüschen und Feigen nicht von Disteln ernten. Ein guter Baum bringt gute Früchte und ein kranker Baum schlechte. Jeder Baum, der keine guten Früchte bringt, wird umgehauen und verbrannt.“
Über diesen Text gerieten die Pflanzen und Bäume in Wald und Feld in Diskussion. Fein raus waren die Obstbäume, die Eichen und die Buchen.
Zu der Aussage, dass sie nicht an Disteln wachsen können, zeigten die gelben, aufgedunsenen Feigen nur ein blasiertes Schweigen. Die Disteln waren zwar über alle Maßen empört, konnten aber festhalten, dass sie ja immer noch den Eseln gut schmecken. Die Weintrauben blähten sich gar nicht schlecht und knarrten geschwollen: „So ist es recht.“
Nur ein kleiner Tannenbaum stand stumm abseits und rührte sich kaum. Er horchte auch gar nicht auf das Rühmen und Klagen der anderen, sondern hat sich still und bescheiden betragen. Doch des Heilands Wort hat ihn tief getroffen. Er, der keine Früchte trägt, hatte wohl keinen Wert und taugte nur „umgehauen und verbrannt zu werden“. Das hat diesen Baum sehr traurig gemacht.
Als es Nacht wurde, riss er seine Wurzeln aus dem Boden und machte sich auf den Weg. Zu dem strengen Richter wollte er gehen, um ein milderes Urteil zu erflehen. Lang und mühsam war sein Weg, aber nach etlichen Stunden kam er am Thron Gottes an. Hier klagte er laut sein Leid. Als seine Rede beendet war, kam Jesus vom Thron her lächelnd auf ihn zu. „Wisse, dass seit Beginn der Welt ein jegliches hartes Urteil auch einen Segen enthält. Dein Bittgang sei deshalb nicht umsonst gemacht. Doch du musst wissen, mein Wort ist wahr. Und somit bleibt „gesagt was gesagt“ und „geschrieben was geschrieben“. So geht für dich kein Weg vorbei am „umgehauen und verbrannt zu werden“. Doch ich gebe dir ein doppeltes Leben. Zu Weihnachten werden die Menschen dich in ihre Häuser holen. Im Wohnzimmer wirst du einen Ehrenplatz erhalten. Du wirst geschmückt mit Sternen, Kugeln und anderem leuchtenden Zierrat. Deine Äste werden mit goldenen Lichtern versehen. So wirst du dort stehen wie im Heiligenschein. Doch wisse, das passiert erst, wenn du umgehauen.
Du sollst mein Bote des Friedens sein. Die Kinder werden sich sehr an dir freuen, manch Sündern bei deinem Anblick seine Fehler bereuen. Gesang und Jubel werden dich umtönen. So wirst du mein größtes Fest auf Erden herrlich verschönern. Nimm diese Aufgaben gerne an, dann hast du für dein Leben genug getan.“
Der Tannenbaum richtete sich kerzengerade auf. Ihm war gerade ein unschätzbarer Wert verliehen worden. Er streckte die bis dahin herunterhängenden Äste und richtete alle Nadeln wieder zum Himmel auf. Dann machte er sich „auf die Wurzeln“. Zu den ihm angestammten Platz wollte er zurückgehen. Dort wollte er noch ein paar Jahre kräftig wachsen. Denn er wollte ein stattlicher Bote für den Herrn Jesus werden. Und dann wollte er sich nur noch freuen auf die Tage in den Häusern der Menschen. Er wollte gern der sein, der Licht und Wärme verbreitet.
Wie gesagt, dies ist eine alte Legende, aber ist es nicht eine schöne Vorstellung, dass es so gewesen sein kann?
Die Mitarbeiter der µ-Tec GmbH wünschen allen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit.